Karate- philosophically

Resonanz

Der Mensch versucht seit jeher, sich die Welt verfügbar zu machen. Der Einflussbereich wird vergrößert, die Welt erreichbar gemacht. Alles mit dem Sinn, möglichst viel kontrollieren zu können. Doch nur mit den Dingen, die potenziell unverfügbar für uns sind, können wir in Resonanz treten. Daran, was wir erreichen können, dem wir habhaft sind und von uns jederzeit lenk- und steuerbar ist, verlieren wir die Lust. Wer also Karate als "gemeistert" ansieht, wird daran die Lust verlieren. Dem Schüler muss daher klar sein: "Karate hört nie auf." Der Gedanke des Meisters muss sein: "Ich bin Meister des Ungemeisterten. Ein Blinder, der anderen Blinden dabei hilft, zu sehen." Wenn das verstanden ist, fängt man an zu verstehen, dass man nichts versteht.

Deshalb ist Karate ein Lebensweg. Aber nur wenn das verstanden ist. Wenn Karate als etwas gesehen wird, was uns ständig voraus ist und wir brennen, es verstehen zu wollen. Immer wieder vom höheren Plateau aus alles zu betrachten und beim Anblick der Weite zu wissen, was man bereits erkannt hat und gleichzeitig zu erkennen, dass es noch so viel gibt, was man nie zu sehen bekommen wird. So erhält man den Anfänger Geist. 


Der Maler und der Künstler

Der Kampfkünstler geht den Weg des Künstlers, der malt um sich auszudrücken und nicht um anderen zu gefallen. Wenn das der Fall ist, umso besser. Der Kampfsportler geht den Weg des Malers, der dinge malt, die den Auftraggebern gefallen. Er betreibt den Sport, damit Kampfrichter ihm gute Wertungen geben.  

Ego

Nimm dein Ego nicht mit ins Dojo. Jemand, der sein Ego mitnimmt, wird beschämt sein, wenn der Trainer in kritisiert. Jemand, der ohne Ego im Dojo ist, wird sich geehrt fühlen, wenn sich der Sensei die Zeit nimmt, zu kritisieren.

Qualität

Der Anfänger lernt die Techniken wie Buchstaben. Stimmt die Qualität, lernt er, sie in Sätzen zu verbinden. Der Fortgeschrittene kann damit große Essays schreiben oder sogar Bücher. Der Meister schreibt die kürzesten und schönsten Gedichte und sagt damit am meisten. 


Breiten- oder Leistungssport?

Immer wieder kommt es vor, dass jemand zögert, bei mir zu trainieren, weil die Person denkt, mein Training sei ausschließlich auf den Leistungssport ausgerichtet. Meine Antwort lautet dann: "Die Trainingsmethoden sind eigentlich nahezu identisch. Der Unterschied ist: wenn ich einen Breitensportler trainiere, versuche ich, ihm das Karate zu zeigen, das ihm gut gefällt. Trainiere ich einen Leistungssportler, zeige ich ihm das Karate, das den Kampfrichter gut gefallen sollte. Wenn jeder dann mit dem Karate glücklich ist, lernt man am besten."